
Immer wieder liest man auf Webseiten moderner Selbstverteidigungssysteme wie Krav Maga & Co oder ähnlichen Systemen, dass traditionelle Kampfkünste wie Taekwon-Do, Karate oder Kung Fu nicht für die Selbstverteidigung geeignet seien. Doch ist das wirklich der Fall, oder steckt dahinter eine gezielte Marketingstrategie? In diesem Beitrag werfen wir einen fundierten Blick auf die Unterschiede zwischen traditionellen Kampfkünsten und modernen Selbstverteidigungssystemen – und klären, woher diese Behauptungen stammen.
Die Behauptung, dass traditionelle Kampfkünste ineffektiv seien, stammt vor allem aus den letzten Jahrzehnten, in denen sich moderne Selbstverteidigungssysteme stark vermarktet haben. Besonders mit dem Aufstieg von Mixed Martial Arts (MMA) und realitätsnahen Kampfsportformaten wie dem Ultimate Fighting Championship (UFC) wurden traditionelle Kampfkünste oft auf ihre sportlichen Varianten reduziert. Diese Kritik beruht jedoch auf Missverständnissen und einer einseitigen Darstellung:
Viele Menschen setzen traditionelle Kampfkünste mit ihren sportlichen Wettkampfformen gleich. Beispielsweise ist das olympische Taekwon-Do sehr auf Punkte und Regelwerke fokussiert, was den Eindruck erweckt, dass es keine echte Selbstverteidigung bietet. Doch das ursprüngliche Taekwon-Do, genau wie Karate oder Kung Fu, wurde nicht für den Wettkampf, sondern zur effektiven Verteidigung und als ganzheitliches Kampfsystem entwickelt. Viele Techniken, die in Turnieren verboten sind (z. B. Schläge auf den Hinterkopf, Fingerstiche in die Augen oder Tritte gegen die Knie), sind im traditionellen Training sehr wohl enthalten.
In den 1960er- und 70er-Jahren kritisierte Bruce Lee selbst die Starrheit traditioneller Stile und entwickelte sein eigenes Konzept, das "Jeet Kune Do". Dies beeinflusste viele moderne Selbstverteidigungssysteme, die sich als "realistischer" positionierten. Auch das israelische Krav Maga wurde in dieser Zeit für das Militär entwickelt, wobei es auf schnellen, direkten Techniken basiert. Diese Systeme übernahmen viele Elemente aus klassischen Kampfkünsten und reduzierten sie auf das Wesentliche.
Die Stärke moderner Systeme
Viele dieser modernen Systeme bauen auf traditionellen Kampfkünsten auf. Krav Maga zum Beispiel enthält zahlreiche Techniken aus Karate, Judo und Jiu-Jitsu. Oft wird jedoch nicht anerkannt, dass traditionelle Kampfkünste ebenfalls hochentwickelte Selbstverteidigungstechniken besitzen, die durch jahrelanges Training perfektioniert werden.
Es gibt einen entscheidenden Unterschied zwischen Kampfkunst und reiner Selbstverteidigung:
Die Effektivität einer Kampfkunst oder eines Selbstverteidigungssystems hängt nicht primär vom Stil ab, sondern von folgenden Faktoren:
Die Behauptung, dass traditionelle Kampfkünste für die Selbstverteidigung ungeeignet seien, ist eine übertriebene Vereinfachung. Moderne Systeme wie Krav Maga sind zweifellos effektiv, aber das bedeutet nicht, dass Taekwon-Do, Karate oder Kung Fu keine realistischen Selbstverteidigungstechniken bieten. Vielmehr kommt es darauf an, wie man trainiert.
Letztendlich ist der beste Kampfstil derjenige, den man regelmäßig übt und beherrscht – unabhängig davon, ob er "traditionell" oder "modern" ist.